Leseprobe:

Peter Reutterer: "Siesta mit Magdalena". Eine Novella.- arovell, 2010

Gangbare Wege hat Magdalena gesagt. Und mich zum Lächeln gebracht. Kaum gangbar die Wege der Liebe. Ungehörig silberne Pfade in einem abgelegenen Wald. Bald felsenverhärtet und nah am Absturz. Ein Teich in der Nacht. Gangbare Wege, hat die liebe Frau gemeint, und ich bin ihr unter die Arme gekrochen. Unversehrt von der Kälte des Berges. Behelligt von ein paar Augenblicken und sanftmütigen Worten. Nachtfahrten enden zart. Wir haben kein Zimmer in Brand gesetzt. Haben das Holz unbearbeitet gelassen. „Sanft“ und „zart“ führe ich in unser Sprechen ein. „Sanftmut“ und „Zartmut“ definiere ich als Nomen. Als wären es selbstverständliche Töne aus Magdalenas Wortschatz. Wie weit reicht der Mut unserer Münder. Werden wir Nachtländer ausschreiten, alte Erschöpfungen hinter uns lassen. Wild hat der Westwind seine Böen in die Baumkronen geschlagen. Alt genug wir, um unsere Leben nicht abseits von uns selbst zu führen. Auf der anderen Seite der Zeit gilt es als Untat, eigene Tanzschritte verabsäumt zu haben. Von drüben her horchen wir hin, wie die Zeit zerbricht. Auf der anderen Seite der Zeit hätte ich nichts verbrochen. Hätte ich Magdalenas Brüste zwischen die Lippen genommen. Keinen Zweifel mehr lassen unsere Mails, dass unsere Zungen einander bedrängen wollen. Heftiger die Umarmungen, die aus Sätzen und Buchstaben hervorspringen. Ich werde ihre Liebesworte einatmen, ohne sie wirklich zu glauben. Liebster, wird Magdalena schreiben.

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